Erinnerungstafel an die Sterkrader Geschichte
Sterkrader Geschichte sichtbar machen
Mit einer wachsenden Zahl historischer Tafeln möchten die Sterkrader Ritter prägende Orte, Gebäude und Ereignisse der Stadtteilgeschichte stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Die Tafeln erinnern an markante Plätze, erzählen von vergessenen Geschichten und machen die lokale Identität im Stadtbild wieder sichtbar.
Ob ehemaliges Rathaus, traditionsreiche Gaststätte oder industrielles Denkmal – jede Tafel ist Teil eines historischen Rundgangs durch Sterkrade. Sie lädt ein zum Entdecken, Verstehen und Weitererzählen.
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Die erste Gedenktafel des Ordenskapitels der Sterkrader Ritter erinnert an den ehemaligen Kaiserhof in der Sterkrader Innenstadt. Das markante Gebäude mit Hotel, Restaurant und großem Saal prägte über Jahrzehnte das Zentrum am Großen Markt – als „Gute Stube“ der Stadt war es ein beliebter Treffpunkt für gesellschaftliche, kulturelle und politische Anlässe.
Der Kaiserhof zählte einst zu den bedeutendsten Adressen Sterkrades. Mit seinem großzügigen Saal für bis zu 900 Gäste war er Schauplatz für Feste, Versammlungen und Veranstaltungen aller Art. Auch städtische Gremien tagten dort, sodass das Gebäude eine zentrale Rolle im öffentlichen Leben Sterkrades einnahm.
Die Tafel bildet die erste Station eines historischen Rundgangs durch die Stadt. Ziel der Sterkrader Ritter ist es, Orte wie den Kaiserhof vor dem Vergessen zu bewahren und die Geschichte Sterkrades im Stadtbild wieder sichtbar zu machen.
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Der „Brandenburger Hof“ war eines der traditionsreichsten Hotels in Sterkrade mit angeschlossener Gaststätte und großem Festsaal. Errichtet wurde er vom Münsteraner Junggesellen Hasken (Datum unbekannt). Der Name geht laut Überlieferung auf den Aufenthalt eines brandenburgischen Kurfürstenpaares zurück – währenddessen soll ein Prinz geboren worden sein.
Unter Wirt Sprüth entwickelte sich der „Brandenburger Hof“ zu einem Zentrum gesellschaftlicher und amtlicher Anlässe; zeitweise fungierte er sogar selbst als Standesbeamter. Nach finanziellen Schwierigkeiten übernahm ein Sterkrader Konsortium das Anwesen und wandelte es in ein katholisches Vereinshaus um.
Um 1904 erwarb Jean Uhle das Gebäude. Aufgrund städtebaulicher Maßnahmen konnte er es zunächst nicht als Gaststätte nutzen. Schließlich ließ er den alten Bau abreißen und errichtete 1909 an gleicher Stelle den neuen „Brandenburger Hof“. Der große Festsaal blieb erhalten und wurde nach dem Ersten Weltkrieg vielseitig genutzt – unter anderem als Kino und Möbellager.
Bis zur Schließung der Gaststätte im Jahr 2009 war der „Brandenburger Hof“ über ein Jahrhundert lang ein zentraler Treffpunkt der Sterkrader Bürgerschaft. Das Gebäude befindet sich bis heute im Besitz der Familie Peters.
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Das Backhaus der Familie Barmscheid wurde um 1850 in Königshardt erbaut und bis 1953 regelmäßig genutzt – auch von Nachbarn, die dort ihren Teig backen ließen. Danach verfiel das Gebäude, bis es 1978 unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Eine Bürgerinitiative begann mit der Restaurierung, doch wiederholte Vandalismusschäden erschwerten die Arbeiten. 1983 gelang eine erneute Renovierung mit Unterstützung der Hans-Sachs-Berufsschule unter Leitung des Architekten Ernst Craemer. Am 17. September 1983 wurde das restaurierte Backhaus der Öffentlichkeit vorgestellt; die Pflege übernahm fortan die Königshardter Interessengemeinschaft (KIG).
1994 fiel die Entscheidung, den Backofen wieder in Betrieb zu nehmen. Seit dem ersten Backhausfest im Jahr 1995 ist dieses zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens in Königshardt geworden. Heute wird das Backhaus auch von Schulen und Kindertagesstätten für pädagogische Projekte genutzt.
Das Backhaus ist unter der Nr. 9 in der Denkmalliste der Stadt Oberhausen eingetragen.
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Die Kirche geht auf das ehemalige Kloster Sterkrade zurück, das um 1150 erstmals erwähnt wurde. Nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1809 entstand 1827 ein neuromanischer Bau mit Westturm, der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und später abgerissen wurde.
Das heutige Kirchengebäude wurde 1952/53 im Stil einer romanischen Basilika errichtet; der freistehende Glockenturm kam 1987 hinzu. 1965 erhob Papst Paul VI. St. Clemens zur Propsteikirche.
Seit 1738 wird in Sterkrade das Gnadenbild der Mutter vom Guten Rat verehrt. Ein Mosaik von 1957 zeigt den auferstandenen Christus. Im hinteren Teil der Kirche befindet sich zudem das Wappen der Äbtissin Anna Catharina von Nunnum (1674–1715) – Vorlage für das heutige Stadtwappen von Sterkrade.
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Beim Gemeindefest der evangelischen Friedenskirche überreichten die Sterkrader Ritter eine neue Gedenktafel an Pfarrer Thomas Fidelak. Ritter Dr. Heinz-Friedel Lengeling und Hubert Cordes dankten der Gemeinde für die Möglichkeit, das Schild aufstellen zu dürfen.
Die Tafel erinnert an die Anfänge der evangelischen Gemeinde, die im Zuge der Industrialisierung ab 1808 entstand. 1846 wurde der erste Hilfsgeistliche berufen, 1848 die Pfarrgemeinde gegründet. Der Kirchenbau wurde mit Unterstützung der Hüttengewerkschaft Jacobi, Haniel & Huyssen sowie durch eine Hauskollekte finanziert. Die Friedenskirche konnte 1852 feierlich eingeweiht werden.
Gemeinsam mit der Gedenktafel am Kaiserhof ist sie Teil eines historischen Rundgangs durch Sterkrade. „Sterkrade hat viel Geschichte zu erzählen“, betonte Hubert Cordes.
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Seit 1571 ist an diesem Ort ein Hagelkreuz in Buschhausen bezeugt. Es markierte die Grenze alter Feldfluren und diente zugleich als Wegkreuz für Prozessionen. Das heutige Steinkreuz stammt aus dem Jahr 1772 und ist rund drei Meter hoch.
Der Sockel trägt die Inschrift „INRI“ sowie die Initialen von sieben Sterkrader Bürgern, die das Kreuz vermutlich nach einem Unglück mit Kindersterblichkeit errichten ließen. Eine weitere Inschrift verweist auf das Motiv:
„Oh Herr, sieh nicht eingedenk unserer Missetat auf unsre Kinder und nimm nicht Rache über unsre Kindlein.“
Die genauen Hintergründe sind bis heute unbekannt, doch lokale Überlieferungen deuten auf ein tragisches Ereignis hin.
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Mit dem Zusammenschluss von Holten, Buschhausen und Sterkrade zur Bürgermeisterei im Jahr 1886 entstand der Bedarf nach einem eigenen Verwaltungsgebäude. Bereits 1887 wurde das neue Amtshaus auf einem Grundstück der GHH errichtet – mitten in einem industriell geprägten Umfeld.
Nach nur neun Monaten war der im Stil der Neorenaissance gestaltete Bau fertiggestellt. Er verfügte über moderne Technik wie eine Luftheizung und einen „elektrischen Haustelegraphen“ sowie über eine Dienstwohnung mit Balkon für den Verwaltungschef.
1901 wurde das Gebäude erweitert, doch schon bald reichte auch dieser Platz nicht mehr aus. Mit der Eingemeindung nach Oberhausen im Jahr 1929 wurde das Rathaus Teil eines neuen Verwaltungszentrums und beherbergt heute das Jugendamt.
Die Tafel ist Teil des historischen Rundgangs der Sterkrader Ritter, die mit diesen Stationen das Stadtgedächtnis lebendig halten.
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Die „Sterkrade-Steine“ – ein in Stein gemeißelter Schriftzug – galten lange Zeit als verschollen. Jahrzehntelang lagen sie verborgen im Volkspark am Bahndamm, bis sie schließlich durch Zufall von Hubert Cordes wiederentdeckt wurden. Ihre Herkunft ist nicht eindeutig belegt, doch vieles spricht für das Jahr 1935: Damals feierte die Gutehoffnungshütte ihr 125-jähriges Bestehen – vermutlich der Anlass für die Aufstellung des Schriftzugs.
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Seit Jahrhunderten trotzen Menschen den Naturgewalten – oft vergeblich. Unwetter, Überschwemmungen und Katastrophen vernichteten Ernten und bedrohten Existenzen. In ihrer Ohnmacht suchten die Menschen Schutz bei Gott. Ausdruck dieses Glaubens sind die sogenannten Hagelkreuze, die an markanten Orten errichtet wurden und als Orte für feierliche Prozessionen und Bittgebete dienten.
Schon im 16. Jahrhundert sind in Sterkrade Hagelkreuzfeste belegt, bei denen Hofbesitzer Lebensmittel an Bedürftige spendeten. 1802 ließ der Lehrer Peter Rogez ein Holzkreuz an der Kreuzung von Markt- und Friedhofstraße errichten; später ersetzten seine Söhne das wettergeschädigte Kreuz durch ein steinernes.
1993 wurde das Hagelkreuz mutwillig zerstört. Heute steht an gleicher Stelle eine Nachbildung.
Jährlich am Sonntag vor Pfingsten pilgern die Katholik:innen der St.-Clemens-Pfarrei zum Hagelkreuz – ein Gelöbnis aus dem Jahr 1704, als ein schweres Unwetter die Ernte vernichtete und große Hungersnot herrschte. Die Prozession erinnert bis heute an diese Naturkatastrophe und das Vertrauen der Menschen auf göttlichen Beistand.